Einwickeln
von Peter Nawrot
Brotkauf. Der Hersteller packt es in eine Hülle, das Kaufhaus oder der Bäckerladen steckt es in eine zweite durchsichtige Plastiktüte. Man sollte meinen, damit wäre der Hygiene oder wem auch immer Genüge getan. Weit gefehlt! Wenn der Gaijin so ein Brot kauft, kann er den Verkäufer zum Wahnsinn treiben, wenn er das – bereits doppelt verpackte – Brot in der einen Hand behält und mit der anderen zahlen will. Das geht nicht. Das Brot muss in eine – nicht durchsichtige – dritte Tüte, diese wird zugeklebt und das Ganze sorgfältig in eine Plastiktüte gesteckt. Jetzt endlich ist es sicher verpackt für den gefährlichen Nachhauseweg des Kunden (meist einige Strassen weiter).
Das Einpacken ist unabhängig vom Wert und von der Grösse des gekauften Gegenstandes (Erfahrungen vom Autokauf liegen noch nicht vor ...).
Beim Einpacken werden die Japaner zu Künstlern. Nichts wird lieblos über den Ladentisch geknallt, und seien es nur ein paar Schrauben in Akihabara (dem Elektronikparadies von Tokyo).
Die Worte „Ich nehme es gleich so mit!“ sind nicht direkt ins Japanische übersetzbar. Der Papierverbrauch ist einer der höhesten in der Welt (jetzt wissen wir, wo die Regenwälder bleiben ...). Bücher z.B. werden sorgfältig eingebunden (bevor sie verpackt werden), Speiseeis und anderes Kühlgut mit Trockeneis für den Heimtransport fit gemacht. Reinigungen liefern die fertigen Hemden mit einer Verpackung, die der beim Neukauf kaum nachsteht, mit Papier unterlegt, Kragen mit Pappe gestärkt, alles in einer Plastikhülle, dann noch – falls es mehrere sind – zusammengebunden in der obligatorischen Tragetüte.
Was man nicht machen sollte? In einem Obstgeschäft einen (!) Apfel für 2000 Yen kaufen (gibt es!), dem Verkäufer sagen „Ich esse ihn gleich hier!“ und dann herzhaft hineinbeissen. Das dumpfe Plumpsen, das man dann hört, ist der bewusstlos zu Boden fallende Verkäufer.