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Interview mit der Haarkünstlerin Frau Mitsue Sato

Off Time Nr. 3

von Kenta Shimizu

Im zweiten Interview von Off Time sprechen wir mit Frau Mitsue Sato, die sich mit dem Hair Styling für Film und Theater beschäftigt. Frau Sato, die sagt, daß Aikido aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken ist, berichtet uns über Dinge, die sie im Training gelernt hat, und über ihre Schwierigkeiten bei der Arbeit.

Als erstes, wie sind Sie auf den Tendokan gestoßen?

Der eigentliche Anlaß war die Lektüre des Buches "Zen und Aikido". Es war gerade zu der Zeit, als Aufnahmen für einen historischen Film stattfanden, und ich war sensibel für Begriffe aus dem Zen geworden. Und ich habe daher das Buch wirklich zufällig in einer Buchhandlung gefunden.

Außerdem war ich sehr an Aikido interessiert, vielleicht war es so, daß ich irgendwo etwas gesehen oder gehört hatte, am Ende wird es eine Verbindung gegeben haben.

Gibt es Dinge bei der Arbeit, bei denen Ihnen Aikido nützlich ist?

Zur Zeit als ich mit meiner Arbeit begann, holte ich mir bei den Dreharbeiten ein Magengeschwür. Danach hatte ich so etwas wie eine Störung des autonomen Nervensystems. Weil wir in einer Gesellschaft leben, in der wir etwas leisten müssen, meine ich, sollten wir immer entsprechend unseren Vorstellungen sowohl den Körper als auch den Geist pflegen. Wenn immer heutzutage irgendetwas passiert, z. B. wenn man eine Arbeit ausführt, die einem zuwider ist, ist der Grund für das unangenehme Gefühl oft nur ein einziger Anlaß, der unser Herz blockiert. Wegen einer einzigen Sache aufhören zu wollen, bedeutet im Grunde zu hoffen, deswegen ganz aufzuhören. Weil wir denken, daß etwas unangenehm ist, sagen wir, daß es unangenehm ist. Deshalb müssen wir das Herz, daß denkt, das etwas unangenehm ist, frei geben, und um nicht an irgendetwas zu haften, müssen wir es frei spülen. Das ist wie im Aikido, wenn wir der Kraft des Gegners keinen Widerstand leisten, die Bewegungen umlenken und fließen lassen. Ich habe gelernt, mir tatsächlich einen derartigen reinigenden Wind vorstellen zu können, weil ich ein Aikido finden konnte, daß ich direkt mit dem Körper umsetzen kann. Deshalb kann ich mir nicht mehr vorstellen, ein Leben ohne Aikido zu führen.

Gibt es sonst noch etwas, was Sie über das Aikido-Training gelernt haben?

Einmal fragte ich Shimizu Sensei, was er wohl meinte, als er von Stärke sprach. Und daraufhin sagte er: “Die wahre Stärke ist der Wille.“ Und er meinte: “In der Technik des Aikido kann man nur geschickt oder ungeschickt sein.“ Und er fügt hinzu, daß wahre Stärke sich im Willen zeigt und daß menschliche Stärke, von der gesagt wird, daß sie im Aikido enthalten ist, nichts mit Technik zu tun hat, sondern wegen eines starken Willens vorhanden ist.

Bisher hatte mir noch niemand derartige Dinge gesagt, und als ich das hörte, war es so, als würde ich neu geboren, nicht wahr. Mein Selbst, das geglaubt hatte, stark werden zu wollen, hinterließ zuallererst in meinem Herzen, daß ich irgendetwas von den Worten über die Stârke verstanden hatte.

Nun ja, nun zu einem anderen Thema, eigentlich wollen wir etwas über Ihre Arbeit, das Haar-Styling, erfahren.

Zunächst einmal gibt es die verschiedensten Richtungen im Haar-Styling, u.a. in der Mode oder das kommerzielle Haar-Styling oder im Fernsehen, Film und Theater. Und sieht man es nicht auch bei dem Fest der Daimyo-Prozession? Früher bin ich dort auch als Standby dabei gewesen. Ich ließ runzlige Omas zu Dorfmädchen werden (Lachen). Ich habe alles gemacht; nachdem ich acht Jahre in einer Firma gearbeitet hatte, machte ich mich selbständig und bin frei geworden; und nun bin ich hauptsächlich im kommerziellen Film- und Fernsehgeschäft tätig. Ich denke, daß Sie alle vielleicht das übliche Bild vor Augen haben und daß der Eindruck vorherrscht, daß es sich um das Frisieren von Talenten und berühmten Schauspielern geht. Nun ja, zum Beispiel bei Theaterstücken geht es nicht um ein einfache hübsche Frisuren, sondern bis ins letzte Detail muß ich mich um Dinge kümmern, die zu meinen Aufgaben gehören. Es hängt stark vom Regisseur ab, manche geben sich mit solchen Kleinigkeiten wie die unglaublich winzigen Details bei den Nebenschauspielern ab.

Warum sind Sie in die Welt des Haar-Stylings eingestiegen?

Anfangs wollte ich mich nicht mit Haar-Styling beschäftigen. Zuerst arbeitete ich in meiner Heimatstadt im Büro als OL (office lady), aber der Wunsch, aus eigener Kraft existieren zu können, war sehr stark. Das Leben als OL war recht angenehm, aber im Laufe der Zeit wurde es doch zunehmend unerfreulicher. Ursprünglich interessierte ich mich für die schönen Künste, und als ich hörte, daß es in Tokyo solche Schulen gibt, machte ich mich auf den Weg nach Tokyo. Während ich jobbte, besuchte ich verschiedene Schulen, und zufällig haben mich Leute, die ich auf einer Versammlung traf und die in Verbindung von Bekannten von mir standen, in diese Arbeit hineingezogen. Damals wurde ich gefragt „Wollen Sie das nicht einmal versuchen?“, und ich entschloß mich dazu mit dem Gefühl, daß ich nach 2-3 Jahren in dieser Arbeit wieder auf das Land zurückkehren wollte. Tja, irgendeine Affinität muß es wohl gegeben haben. Jetzt bin ich angekommen. Es war tatsächlich eine zufällige Begegnung.

Wie entspannen Sie sich in Ihrer Freizeit?

Eigentlich mag ich das, was man unter richtiger Freizeit versteht, ganz und gar nicht. Da ich Tag für Tag einer beträchtlichen Anzahl immer derselben Leute gegenüberstehe, entsteht das innige Bedürfnis, ab und zu ganz andere Menschen zu treffen, um die Arbeit zu vergessen. Ich möchte mich z. B. in eine andere Umgebung begeben. Das kann bedeuten, daß ich gut essen gehe oder daß ich mir einen Film ansehe, nicht wahr. Um eine wirkliche Ermüdung zu vermeiden, muß man ja einfach nur ausschlafen, oder?

Tja, ich bin nun doch etwas abgeschweift, es sieht so aus, als kommen wir auf einem Kreis wieder zur Arbeitswelt zurück.

Nun denn, wann fühlen Sie sich bei Ihrer Arbeit am zufriedensten?

Das ist, wenn ich eine innere Verbundenheit fühle. Ich arbeite zusammen mit Schauspielerinnen und Schauspielern, und ich fühle mich glücklich, wenn man auch sofort von einer inneren Verbundenheit sprechen kann. Was jede einzelne Arbeit betrifft, muß ich nicht auch vom Standpunkt des Haar-Stylings aus Lösungen vorschlagen, wenn Probleme auftreten? Ich bin ein ganz normaler Mensch, wenn keine Schauspieler zugegen sind. Mit meiner Kunst unterstütze ich die Akteure, um von ihnen die Worte „Gut gemacht!“ zu hören. Am glücklichsten bin ich, wenn am Schluß gesagt wird: „Dann bis zum nächsten Mal.“

Bis jetzt haben wir etwas über Ihre Arbeit erfahren, was verstehen Sie unter erstklassigen Menschen?

Wenn ich nun letztendlich über die Welt des Haar-Stylings nachdenke, gibt es in der Tat ein Affinitätsproblem. Mit dem einen Schauspieler kommt man gut aus, bei anderen paßt es nicht so ganz. Sowohl bei den erstklassigen Schauspielern als auch bei den nicht erstklassigen Schauspielern gibt es schwierige Themen, die man unter keinen Umständen ansprechen darf. Aber in der Tat gibt es unter denjenigen, mit denen ich zusammenarbeite, auch berühmte Schauspieler, und der wohl größte Unterschied dieser Schauspieler zu den übrigen ist die Intensität ihres Willens. Die Motive bei der eigenen Arbeit sind tatsächlich sehr stark. Wenn ihnen etwas nicht zusagt, brechen sie entschieden ab, aber wenn sie einmal einen Faible für etwas haben, zeigen sie eine Einstellung der totalen Aufopferung. Wenn man also einmal so zu denken versucht, kann man wohl mit erstklassig die Stärke des Willens bezeichnen.

Vielen Dank für alles! Können Sie uns am Schluß noch sagen, was Ihre zukünftigen Ziele im Aikido sind?

Ich möchte mit dem Geräusch ‚patt-patt’ wie ein vom Baum fallendes Blatt die Fallübung können. (Lachen)

Die wesentlichen Werke aus dem Bereich des Haar-Stylings von Frau Mitsue Sato sind:

Film: 96 „Gokudo no Tsumatachi“, 96 „Joyu Rei“, 98 „Tetsudo In“, 00 „Hotaru“, 03 „Kigan Shima“

Theater: 96 „“Kobata Jinzo Otoko“, 97 „Sori to Yobanaide ...“

Die Filmproduktionen, die in Kürze vorgestellt werden, sind:

„Tanki Senri o Hashiru“ im Januar 2006

„Kiraware Shoshi no Issho“ im Juni 2006

© übersetzt von Peter Nawrot 12/2005