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Bereitschaft

Kawaraban Nr. 36

11/1998

von Kenji Shimizu

Dieses Jahr im September habe ich mich einer Knieoperation unterzogen. Wäre ich bei einer Firma angestellt, hätte ich es nicht bis zu einer Operation kommen lassen müssen, aber da ich eine besondere Arbeit habe, blieb mir nichts anderes übrig, als mich dazu zu überwinden.

Ich war zum ersten Mal in meinem Leben in einem Krankenhaus und auf Rehabilitation. Und ich hatte Zeit, über die verschiedensten Dinge nachzudenken, was diese Zeit äusserst bedeutungsvoll machte. Andererseits jedoch musste ich täglich an das Dojo denken und hatte mir natürlich Sorgen gemacht. Aber dadurch habe ich intensiv erfahren, wie dankbar ich für alles bin und dass ich mich in einer Gesellschaft wie der heutigen 35 Jahre lang voll und ganz dem Aikido widmen konnte. Aikido ist ein Budo, das die Entwicklung eines starken Selbst fördert, und je umfassender man es betreibt, desto besser werden Körper und Geist trainiert.

Stärkung der eigenen Person heisst, unter bestimmten Aspekten sein Ego aufzugeben. Mit anderen Worten gesagt, es ist ‚ der Geist der Bereitschaft`. Worum es sich auch immer handelt, wir müssen eine Sache mit der entsprechenden Bereitschaft ausführen, um der Unverfälschtheit nahe zu kommen.

Unüberhörbar wird über Verwaltungsreformen, Regierungsreformen, Lockerung von Beschränkungen und dergleichen gesprochen, aber der Grund dafür, dass man auf der Stelle tritt und nicht vorwärtskommt ist, dass den Politikern Mut und Bereitschaft fehlen. Die Dinge werden nicht vorankommen, wenn diese Leute sich selbst in sicherer Entfernung halten und nur wie verrückt mit Fahnen herumwedeln.

Die Schraube in meinem Bein ist nun endlich entfernt worden, und es bedarf noch ein wenig der Geduld, bis ich das Training wieder aufnehmen kann. Ich werde mich der Verbreitung des Aikido im In- wie im Ausland zuwenden und mir erneut die Bedeutung von ‚Bereitschaft’ zu Herzen nehmen.

© übersetzt von Birgit Lauenstein und Peter Nawrot 02/2004