Der Körper folgt dem Geist
Kawaraban Nr. 23
07/1995
von Kenji Shimizu
Innerhalb des Trainings in unserem Dōjō gibt es das Frühmorgentraining (dreimal pro Woche [Di, Do, Sa] ab 6.30 Uhr). Eine kontinuierliche Teilnahme über viele Jahre hinweg jedoch ist nicht einfach, da bereits kleine körperliche Unpässlichkeiten einen Einfluss auf das frühe Aufstehen haben, das heisst das Ki geschwächt ist.
Wenn direkt vor unseren Augen etwas Ernstes passiert, verlieren wir uns durch uns Selbst; mit anderen Worten gesagt, werden Geist und Körper voneinander getrennt, und unser Körper bewegt sich nicht mehr so, wie wir wollen. Doch normalerweise bemerken wir es nicht. Im Aiki-Training üben wir zwar, Geist und Körper als Einheit zu bewegen, egal unter welchen Umständen, doch...
Der buddhistische Priester Takuan hat es folgendermassen ausgedrückt: „ Der Geist selbst verwirrt den Geist - werde zum Geist und lass’ den Geist nicht den Geist kontrollieren.“
Das, was wir im Budō in Wahrheit anstreben, ist nicht die Stärke in der Technik sondern die Stärke des Geistes. Wir wollen durch die Technik den Geist stärken. Der Geist hilft uns bei hartem Training und erfüllt die Techniken mit Leben.
Das Aikidō hat keine Wettkampfform angenommen. Beim Wiederholen der Techniken können wir in Abhängigkeit vom Partner sowohl stark als auch weich Kontrolle ausüben. Die auf dieser Eigenart basierenden Trainingsformen beinhalten, dass wir mit dem Partner zu einer Einheit werden, und das ist wohl das Geheimnis.
Eingangs habe ich bemerkt, dass die Kontinuität beim Frühtraining recht schwierig ist, weil unser Selbst zu schwach ist. Wie Yagyū S. sagt: „Der Körper folgt dem Geist“, das heisst ein starker Geist unterstützt den Körper, weil er den Körper mitzieht. Es wird gesagt, dass Kranksein auch bedeutet, ohne Ki zu sein.
Sollten wir nicht besonders heutzutage, wo der Geist vernachlässigt wird, durch Kontinuität umso mehr unsere Ki-Kraft stärken, ohne dabei den Geist des Anfängers zu vergessen.
© übersetzt von Birgit Lauenstein und Peter Nawrot 05/2003