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Die Intelligenz im Unterleib (Hara)

Kawaraban Nr. 71 & 72

11/2007

vom Leiter des Tendokan, Kenji Shimizu

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Seit alters her gibt es Beispiele wie ‚der Punkt im Unterleib’, ‚Wut im Bauch’, Haragei (‚sich ohne Worte oder Gesten ausdrücken’), ‚sich setzen’ usw., und es kommen mir viele Sprichwörter in den Sinn, die den Unterleib (Hara) betreffen. Ich denke, daß ich, da ich über eine lange Zeit hinweg kontinuierlich Budo betrieben habe, eine gewisse Autorität bezüglich des engen Zusammenhangs zwischen Geist und Körper besitze. Auch alle Lebewesen besitzen Lebenskraft, und es gibt ein Sprichwort über den Verteidigungsinstinkt, das sagt, daß selbst ein Wurm sich krümmt, wenn er getreten wird (Japanisch: ‚Auch ein kleines Insekt besteht zur Hälfte aus Geist’).

Sollten wir die Menschen nicht auf die Notwendigkeit hinweisen, noch mehr über ihre Lebensweise nachzudenken? Neulich sagte ein 85-jähriger Mann in einer Zeitschrift, daß „er Status und Vermögen besitzt, aber alle diese Dinge ‚wegwerfen würde’, wenn er sich dafür zehn Jahre jünger fühlen könnte!“. Jeder von uns wird älter, und erst wenn man älter wird, versteht man das Wunderbare der Jugend und der Gesundheit; leider wird das oft außer acht gelassen.

Nun kontrolliert das Ki den Körper, um die Gesundheit zu optimieren. Seit alters her wird gesagt „mit Budo trainieren wir Geist und Körper“, und die Menschen strebten besonders nach der Fülle der Ki-Kraft. Es gibt vermutlich in jedem Sport den Gedanken des unerschütterlichen Geistes. Menschen, die im Training den Geist vervollkommnen können, werden sehr stark.

Im Unterschied zu den Worten des oben erwähnten 85-jährigen Mannes wird gesagt, daß früher die erstklassigen Samurai, bei denen es häufig um Leben oder Tod ging, ihren Geist im Zen trainierten, um den Tod nicht zu fürchten. Sie unterzogen sich Trainingsmethoden und Härten, an die heutige Menschen nicht einmal zu denken vermögen. Man hat heute bei Zen häufig eher den Eindruck einer Modeerscheinung. Dagegen gab es früher wegen der Pflicht gegenüber der Familie und gegenüber dem Staat im Leben und im Sterben den Kampf mit dem eigenen Selbst.

Es könnte sein, daß es dieses Mal zu einem etwas hartem Thema geworden ist.

Jeder Mensch kann sich auf seine Mitte (Hara) konzentrieren, und auch wenn die Lage jedes Einzelnen unterschiedlich ist, um zu leben, sollten wir doch, wenn es möglich ist, gefaßt sein auf alle Wechselfälle des Lebens.

© übersetzt von Ichiro Murata und Peter Nawrot 01/2008