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Mut kultivieren

Kawaraban Nr. 52

10/2002

von Kenji Shimizu

Hat nicht jeder einzelne der japanischen Bevölkerung nach dem letzten Entführungsfall ernsthaft über den Staat - die Menschen - und sich selbst nachgedacht? Natürlich gibt es keine Entschuldigung für die Entführung, doch wir können viel daraus lernen.

Das heutige Japan leidet an Verantwortungslosigkeit und an fehlender Sensibilität, es mangelt an Geist und Moral. Allein durch den Gesellschaftsdruck gibt es eine Selbstkontrolle. Worte aus dem Bushidō wie „Sich selbst hart trainieren, allem anderen dienen“ und andere sollte man nicht nur für Wortspiele halten. Im Bushidō wurde das Wissen um des Wissens willen gering geschätzt. Ursprüglich war das Wissen nicht das Ziel, sondern es war ein Mittel, um Weisheit zu erlangen. Trotz unserer Denkfähigkeit kann der Einzelne überhaupt nichts ausrichten. Deshalb müssen wir in der Not helfen und uns in der Not helfen lassen, gegenseitige mitfühlende Freundlichkeit wird wichtig. Aber es gibt Fälle, wo es nicht bei blossen äusserlichenTaten bleibt. Daher ist es notwendig, dass wir Menschen ein mutiges Verhalten zeigen. Denn dort, wo Mut fehlt, entstehen weder wahre Güte noch Mitgefühl.

Die heutige Wissenschaft legt zuviel Gewicht auf den Kopf, in Wirklichkeit ist es für die Menschen wichtig, nach Einheit von Geist und Körper zu streben.

Die Samurai aus früheren Zeiten bemühten sich sowohl um Literatur als auch um militärische Künste und haben die Regeln bei sich selbst angewendet. Was auch immer man macht, wenn man keinen Mut mitbringt, wird man die Herzen der Menschen nicht errreichen können. Mut zeigt sich durch Kühnheit und Geduld. Es gibt das Sprichwort „Wissen, was richtig ist, und es trotzdem nicht tun, ist ein Mangel an Mut!“

Von der geistigen Seite betrachtet entspricht Mut Gelassenheit. Mut zeigt sich durch die stille Gelassenheit des Geistes. „ Menschen, die wahren Mut besitzen, sind immer gelassen und lassen sich unter keinen Umständen erschrecken, was auch immer passiert; es gibt nichts, was die Ruhe des Geistes erschüttern kann.“ (Nitobe Inazō)

Und schliesslich war in einer Zeitschrift zu lesen, „dass Wiederholungen die grundlegende Fähigkeit, folgerichtig zu handeln und zu denken, trainieren.“ Und auch Aikidō liegt gänzlich auf dieser Linie. Aus Wiederholungen entstehen sowohl Selbstvertrauen als auch Mut.

© übersetzt von Birgit Lauenstein und Peter Nawrot 12/2002